Chef für einen Tag

Da flatterte diese Einladung auf meinem Tisch: Die Azubis im Mövenpick Hotel Oberursel übernehmen das Hotel, ob ich nicht dabei sein wolle.

Zwar hatte ich wie immer kaum Zeit, aber das wollte ich mir dann doch mal näher anschauen. Ein bisschen spät kam ich dann auch zur Pressekonferenz und da saßen sie: die zukünftigen Abteilungsleiter auf Zeit. Ein wenig aufgeregt, aber professionell und konzentriert gaben sie Antworten auf die Fragen der anwesenden Presse.
Auch bei “Noch-Direktor” Bernhard Haller konnte ich keine Sorgenfalte entdecken.

Chef für einen Tag

Doch ganz von Anfang:
Während eines Azubimeetings brachte Direktor Haller die Idee auf den Tisch, dass doch mal die Azubis als Abteilungsleiter das Hotel übernehmen könnten und sie so sehen, was es bedeutet, ein Hotel oder eine Abteilung zu führen. Organisation, Mitarbeiterführung, Führungsverantwortung und das Treffen operativer Entscheidungen sollte den Auszubildenden nahe gebracht werden.
Hotels, die so etwas machen, nutzen meist die Weihnachtsfeier oder ein Elternwochenende, um die Azubis frei walten zu lassen – Bernhard Haller ging einen mutigeren Weg und lud seine Abteilungsleiter an diesem Tag zu einem Ausflug auf einen entfernten Weihnachtsmarkt ein. Im Haus blieb die normale Belegschaft und die neuen “Abteilungsleiter” mit ihren neuen Verantwortungen.

Die Azubis des 2. und 3. Lehrjahres bekamen jeweils eine Abteilungsleiterposition zugewiesen, idealerweise in der Abteilung, in der sie gerade eingesetzt waren. Zusätzlich mussten spezielle Aufgaben erledigt oder ausgearbeitet werden, um den Lerneffekt und den Einblick zu verstärken. Am Tag darauf würden die Aufgaben gecheckt und die Aktion im Ganzen besprochen werden.

Die Aufgaben waren vielfältig: Steven Hofmann, Verkaufsleiter an besagtem Tag, kümmerte sich neben der Vorbereitung für diesen Tag um die Öffentlichkeitsarbeit. Und so erschienen zur angesetzten Pressekonferenz neben mehreren Zeitungsreportern auch das Fernsehen, der zuständige Ausbildungsberater der IHK und ein unwichtiger Vertreter einer bekannten Internetseite für Hotelfachazubis.
Julia Kammer, die den verantwortungsvollen Direktorenposten übernahm, hatte mehrere Seiten Notizen mit ihren Aufgaben und Pflichten, um Bernhard Haller gebührend zu vertreten und diesen Tag reibungslos ablaufen zu lassen.
Chef für einen Tag
In der Küche war Benedikt Hill zuständig. Neben den Dienstplänen der nächsten Woche war eine Veranstaltung mit Menü für den Folgetag vorzubereiten und das Restaurant am selben Abend zu beschicken. Bestimmt auch zur Freude von Kai Hessberger, dem “Restaurantleiter”, war dieses ausgebucht.
Sicher hat auch jeder andere “Abteilungsleiter” an diesem Tag wichtige und verantwortungsvolle Aufgaben gehabt, aber leider kann ich hier nicht alle aufzählen. Von den insgesamt 21 Auszubildenden des Hotels (13 Hofas & 8 Köche) waren an diesem Tag 11 für jeweils eine Abteilung zuständig.

Die anfängliche Skepsis der Azubis selbst wurde von den Mitarbeitern nicht geteilt, im Gegenteil – sie freuten sich auf diesen Tag. Das hat mir beim Abendessen auch noch mal die sehr freundliche Bedienung bestätigt. Leider habe ich Ihren Namen nicht (ich schaue ungern Richtung Namensschild), aber sie war von dem Tag begeistert und konnte mir nichts Negatives über Frau Kammer und ihre Kollegen berichten.
Auch den Herren Hill und Hessberger konnte man trotz des vollen Restaurants keinen besonderen Streß anmerken. Und dabei bin ich extra ein wenig später gekommen – Als ich mir dann etwas Antipasti vom toll angerichteten Buffet holte (die übrigens ebenso wie der Hauptgang vorzüglich schmeckten) traf ich Herrn Hill. Auf mein Nachfragen lächelte er nur “Probleme? Nein, keine.” Herrn Hessberger war der lange Tag gleichfalls nicht anzumerken und von Schwierigkeiten wusste auch er nichts zu berichten.
Am Empfang war dank “Empfangsleiter” Julian Buske alles ruhig, an saubere Toiletten hatte “Hausdame” Kathreen Fleck auch gedacht und in der Bar hatte Iknur Sahan ihre Station gut im Griff.

Was soll ich großartig sagen? Aus meiner fachlichen Besuchersicht war dieser Tag ein voller Erfolg und bestimmt auch eine schöne Erfahrung für alle Teilnehmenden.

Herr Haller, planen Sie mit Ihren Kollegen ruhig schon mal die nächste Fahrt!

LX